Neue Methoden für das neue Bibliothekskonzept | Text: Sabine Sirach
Unter dem Motto „Die Zukunft der Stadtbücherei – Mach mit!“ möchte die Stadt Augsburg einen neuen Bibliotheksentwicklungsplan für die Stadtbücherei entwickeln. Zu einer Auftaktveranstaltung waren die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, um sich aktiv zu beteiligen und Vorschläge und Ideen einzureichen. Das Ziel: herauszufinden, wie die Stadtbücherei ihre Angebote noch besser an aktuelle gesellschaftliche Bedürfnisse anpassen kann.
Die Beraterin und Trainerin Julia Bergmann, die viel Erfahrung mit anderen Bibliotheken mitbringt und den Prozess begleiten wird, stellte ausführlich die Methode Design Thinking als Startschuss für den neuen Bibliotheksentwicklungsplan vor. Wie in anderen modernen Bibliotheken, vorbildlich vor allem in Skandinavien, soll die Stadtbücherei Augsburg „als Bibliothek der Zukunft zu einem zentralen kommunalen Raum werden, in dem neue Entwicklungen thematisiert und bespielt werden“. Somit geht es um ein dynamisches Konzept – die „fertige“ Bibliothek wird es also nicht geben.
Die Methode des „Design Thinking“ stellt die Frage nach den Bedürfnissen und Wünschen von Mitarbeitern und Nutzern der Stadtbücherei in den Mittelpunkt. Dabei wird das Erfahrungswissen der Bücherei-Mitarbeiter mit dem „Unbekannten da draußen“ konfrontiert; auf einer gemeinsamen Reise sollen die Anregungen von außen aufgegriffen und mit dem Fachwissen verarbeitet werden. Man verspricht sich davon einen Perspektivwechsel beim Blick auf Haus und Organisation, weg von technik- und budgetgetriebener Innovation hin zum vom Menschen Wünschbaren.
In diesem Prozess sollen verschiedene Methoden angewendet werden, insbesondere Befragungen von Zielgruppen, die die Stadtbücherei sonst nicht erreicht. Mit Prototypen von Ideen, die auf dieser Grundlage entstehen, sollen die Anregungen dann den Praxistest durchlaufen (an dieser Stelle wird besonders deutlich, dass das Design Thinking seinen Ursprung im Industriedesign hat).
An den Vortrag von Frau Bergmann schloss sich eine Fragerunde an. Auf die Frage, ob Augsburg denn so viel anders sei als andere Städte, wie Würzburg oder die skandinavischen Vorbilder, sagte Bergmann, jede Stadt sei anders und das müsse jedes Mal neu herausgefunden werden. Die Frage nach Stadtteilbüchereien wurde nur vage beantwortet, das müsse bei dem Prozess ja erst beleuchtet werden. Von den Lese-Inseln, Erfolgsmodell für Schülerbüchereien in zwölf Augsburger Grundschulen, war gar nicht die Rede. Als Zeitraum werden vier bis fünf Monate pro Zielgruppe oder Thema veranschlagt. Eine feste Einbeziehung der Anwesenden ist nicht geplant, die Partizipation der Bürger soll im Wesentlichen durch Informationen auf den diversen Internet-Portalen der Stadtbücherei erfolgen.
Inhaltliche Anregungen konnten die Eingeladenen anschließend mit Klebezetteln auf Pin-Boards anbringen. Da gab es, zu vorformulierten Fragen, einiges an Impulsen für die Stadtbücherei. Schnell abzustellende Missstände wie allzu kurze Öffnungszeiten wurden ebenso angemahnt wie die Leseförderung für (auch fremdsprachige) Kinder. Mancher wünscht sich gemütliche Sitzecken zum Schmökern und Diskutieren bei Kaffee oder Tee. Auch die Gebühren für die Bücherei selber wie für die Mobilität, um überhaupt hin zu kommen, standen auf den Zetteln. Viel zu tun für die Stadtbücherei.